Arbeitsrechthaberei Team

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3. Juni 2025


Aufbewahrungsfristen Personalakten: Übersicht, gesetzliche Fristen und Risiken

Aufbewahrungsfristen Personalakten: Übersicht, gesetzliche Fristen und Risiken

Aufbewahrungsfristen von Personalakten erfüllen wichtige regulatorische und betriebswirtschaftliche Funktionen. Gerade für kleine und mittlere Unternehmen (KMU), die häufig über begrenzte Ressourcen und oft keine separate Rechts- oder Compliance-Abteilung verfügen, ist die rechtssichere Dokumentenverwaltung besonders wichtig. KMU stehen vor der Herausforderung, einerseits Platz und Ressourcen für die Lagerung von Personalakten möglichst effizient einzusetzen und andererseits geltende gesetzliche Aufbewahrungsfristen strikt einzuhalten. Verstöße gegen die gesetzlich geregelten Fristen können nicht nur zu kostspieligen juristischen Auseinandersetzungen führen, sondern auch mögliche reputationsbedingte Schäden hervorrufen.

Außerdem dienen Personalakten dazu, personalrelevante Anliegen auch rückwirkend nachvollziehen zu können, beispielsweise bei arbeitsrechtlichen Streitigkeiten oder arbeitsgerichtlichen Verfahren. Da KMU häufiger von Betriebsprüfungen betroffen sein können, spielt auch dieser Aspekt eine zentrale Rolle. Die Einhaltung von Aufbewahrungsfristen gewährleistet hier, dass das Unternehmen bei Abfragen und Prüfungen gesichert, umfassend und fristgerecht Personalunterlagen präsentieren kann. Dies schafft Vertrauen gegenüber Behörden und reduziert das Risiko empfindlicher Geldstrafen aufgrund eines vermeidbaren Pflichtversäumnisses.

Rechtliche Vorgaben zur Dauer und Art der Dokumentenaufbewahrung

Die rechtlichen Vorgaben zu Aufbewahrungsfristen bei Personalakten sind klar definiert und sollten allen Personalverantwortlichen in KMU bekannt sein. Im Allgemeinen regelt §257 des Handelsgesetzbuchs (HGB) sowie §147 der Abgabenordnung (AO) die konkreten Fristen.

Wichtige Aufbewahrungsfristen:
  • 6 Jahre für steuerrechtlich relevante Dokumente wie Handels- und Geschäftsbriefe
  • 10 Jahre für Buchungsbelege und Gehaltsabrechnungen

Ebenfalls von besonderer Bedeutung sind Regelungen aus Spezialgesetzen, wie etwa dem Arbeitszeitgesetz (ArbZG), dem Mindestlohngesetz (MiLoG) oder dem Steuerrecht. Dokumente, die als Grundlage für Betriebsprüfungen dienen können, müssen oft weiterführend archiviert werden.

Weitere rechtliche Anforderungen:
  • DSGVO: Speicherung nur solange nötig für den beabsichtigten Zweck
  • Archivierung für Betriebsprüfungen: Langfristige Aufbewahrung wichtiger Dokumente

Eine rechtssichere Aufbewahrung der Akten verlangt zudem Maßnahmen hinsichtlich des Speicherortes, geeignete Archivierungssysteme und Schutzvorkehrungen sowohl gegen unbefugten Zugriff als auch Verlust oder Beschädigung. In der Praxis empfiehlt sich hier ein standardisiertes Archivierungssystem, das einfach verständlich und betriebssicher aufgebaut ist.

Übersicht der wichtigsten Aufbewahrungsfristen für Personalunterlagen

Personalakten umfassen zahlreiche arbeitsrechtlich relevante Dokumente wie Arbeitsverträge, Abmahnungen, Beurteilungen und Kündigungen. Da es sich hier um relevante Unterlagen handelt, welche die arbeitsrechtliche Beziehung zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer dokumentieren, bestehen hier nicht immer zwingend explizite Fristen. Jedoch schreibt das Bürgerliche Gesetzbuch (BGB) vor, dass Ansprüche aus dem Arbeitsverhältnis grundsätzlich drei Jahre nach Beendigung desselben verjähren.

Empfohlene Aufbewahrungsfristen:
  • 3 bis 6 Jahre nach Ende des Beschäftigungsverhältnisses zur Risikovermeidung
  • 6 bis 10 Jahre für wichtige Unterlagen zu Sozialversicherung und Rente (für Prüfungen der Träger)
  • Mindestens 3 Jahre für Arbeits-, Urlaubs- und Krankheitszeiten aus Beweisgründen

 

Wichtig ist hierbei festzuhalten, dass die persönliche Akte des Mitarbeiters geschützt und für Dritte unzugänglich sicher zu verwahren ist.

Besonderheiten bei lohnbezogenen Dokumenten, Betriebsprüfungen und Vorsorgeleistungen

Bei lohnbezogenen Dokumenten, wie sie typischerweise in der Personalabrechnung anfallen, gelten oftmals spezifische steuerrechtliche Vorschriften. Entgeltunterlagen und Rechnungen müssen nach steuerlicher Vorschrift gemäß § 147 AO 10 Jahre aufbewahrt werden.

Dies betrifft in KMU insbesondere:

  • Entgeltabrechnungen
  • Lohnsteuerbescheinigungen
  • Nachweise über Steuerabgaben
  • Meldungen und Nachweise für die Sozialversicherung

 

Darüber hinaus sind Unterlagen über die betriebliche Altersvorsorge besonders lange aufzubewahren: Gehalts- und Versorgungszusagen bedürfen oft einer Aufbewahrung bis zu 30 Jahre nach Eintritt des Versorgungsfalls, um langfristige Versorgungsanbieter und Rentenversicherungsträger zufriedenzustellen. Im Rahmen regelmäßiger Prüfungen von Sozialversicherungs- und Steuerbehörden sind vollständige Dokumentationen unverzichtbar. Weitere detaillierte Anforderungen gelten für Unterlagen rund um Kurzarbeitergeld oder Entgelttransparenz. Von Unternehmen wird erwartet, dass sie diese Unterlagen bei Audits und Compliance-Prüfungen umfassend und lückenlos präsentieren können.

Hinweis: Der Einsatz spezialisierter HR-Software und digitaler Lösungen erleichtert hierbei oft das fristgerechte und sichere Aufbewahren dieser sensiblen Daten.

Konsequenzen der Nicht-Einhaltung von Aufbewahrungsfristen Personalakten

Die Nicht-Einhaltung gesetzlicher Aufbewahrungsfristen im Bereich der Personalunterlagen birgt erhebliche Risiken. KMU können empfindliche Geldbußen drohen, wenn Personalakten unvollständig sind oder unerlaubt vernichtet werden. Beispielsweise kann die Finanzverwaltung Steuerpflichtige mit Geldbußen bis zu 25.000 Euro bestrafen, wenn diese ihre handels- oder steuerrechtlichen Aufbewahrungs- und Dokumentationspflichten missachten. Schwerwiegender sind potentiell strafrechtliche Konsequenzen oder verwaltungsrechtliche Maßnahmen durch Datenschutzbehörden, welche DSGVO-Verstöße rigoros ahnden. Darüber hinaus drohen Unternehmen im Falle eines Rechtsstreits arbeitsrechtliche Nachteile, wenn wichtige Dokumente fehlen oder verspätet auffindbar sind.

Digitalisierung von Personalakten: Vor- und Nachteile

Die Digitalisierung von Personalakten bietet für kleine und mittlere Unternehmen eine Vielzahl von Vorteilen, aber auch einige Herausforderungen. Zu den wichtigsten Vorteilen zählt insbesondere die deutlich erleichterte Einhaltung der gesetzlichen Aufbewahrungsfristen. Digitale Archive ermöglichen Unternehmen eine automatisierte Fristenkontrolle und schnelle Auffindbarkeit von Dokumenten, sodass Prüfungen durch Behörden unkompliziert und fehlerfrei durchgeführt werden können. Zudem sparen KMU Raum und Lagerkosten, verbessern deutlich ihre Prozesseffizienz und gewährleisten eine höhere Datensicherheit gegen physische Schäden. Neben diesen Vorteilen bestehen jedoch auch gewisse Nachteile und Risiken, die KMU im Blick behalten müssen.

Im Folgenden sind die wichtigsten Vor- und Nachteile in Form einer Tabelle zusammengefasst:

Vorteile Nachteile
  • Automatische Fristenkontrolle und Prozessoptimierung
  • Platz- und Kosteneinsparungen
  • Verbesserte Auffindbarkeit und Zugriffsmöglichkeiten
  • Schutz gegen physische Verluste und Beschädigungen
  • Erleichterte Einhaltung gesetzlicher Vorgaben
  • Hohe initiale Investitionen und laufende IT-Kosten
  • Abhängigkeit von Technologie und regelmäßigen Aktualisierungen
  • Erhöhte Datenschutz- und Sicherheitsstandards erforderlich
  • Notwendigkeit kontinuierlicher Schulungen der Mitarbeitenden
  • Risiko technischer Ausfälle und Datenverluste

Tipps & Tricks zur effizienten Verwaltung von Personalakten in KMU

Die Einhaltung von Aufbewahrungsfristen für Personalakten stellt viele KMU vor Herausforderungen.

Folgende Praxis-Tipps & Tricks helfen Personalverantwortlichen dabei, den Überblick zu behalten und den Aufwand zu minimieren:

Digitale Erinnerungssysteme nutzen

Nutzen Sie automatisierte Kalender-Tools oder spezialisierte Archivierungssoftware, die automatische Erinnerungen für anstehende Lösch- oder Archivierungsfristen verschickt.

Einheitliche Namensgebung festlegen

Definieren Sie eine klare und konsistente Struktur für die Benennung digitaler Dateien sowie Verzeichnisse, um Unterlagen schnell auffindbar zu machen.

Stichprobenartige Überprüfung etablieren

Führen Sie regelmäßig (zum Beispiel quartalsweise) stichprobenhafte Prüfungen des Archivs durch, um die vollständige und fristgerechte Archivierung sicherzustellen.

Verantwortliche festlegen

Benennen Sie klar definierte Verantwortliche im HR-Team, die die Einhaltung von Aufbewahrungsfristen überwachen und die Personalakten regelmäßig bereinigen.

Revisionssichere Digital-Archive verwenden

Stellen Sie sicher, dass digitale Archivierungssysteme revisionssicher sind und somit den gesetzlichen Anforderungen vollständig entsprechen.

Mitarbeiter schulen

Stellen Sie sicher, dass alle zuständigen Mitarbeitenden regelmäßig über Fristen, rechtliche Änderungen und korrekte Archivierungspraktiken informiert und geschult werden.

Durch diese praktischen Maßnahmen senken KMU ihren administrativen Aufwand, minimieren Fehlerquellen und stellen die rechtssichere Verwaltung ihrer Personalakten sicher.

Rechtliche Besonderheiten und relevante Urteile zur Einhaltung von Aufbewahrungsfristen Personalakten

Für KMU spielen neben den klaren gesetzlichen Fristen auch spezifische rechtliche Anforderungen und richtungsweisende Urteile eine wesentliche Rolle im Kontext der Aufbewahrungsfristen Personalakten. So hat beispielsweise das Bundesarbeitsgericht (BAG) klargestellt, dass Arbeitnehmer ein Recht auf Einsicht aller über sie gespeicherten Daten gemäß § 83 Betriebsverfassungsgesetz (BetrVG) besitzen. Das bedeutet, Unternehmen müssen nicht nur die Fristen beachten, sondern Personalakten auch so systematisch aufbereiten, dass sie den gesetzlichen Vorgaben hinsichtlich Transparenz und Zugänglichkeit entsprechen. Weiterhin verpflichtet die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) Unternehmen zu genauen Dokumentationspflichten und zur Einhaltung von Löschungsansprüchen betroffener Personen. So müssen personenbezogene Daten spätestens gelöscht werden, sobald der Zweck ihrer Speicherung entfallen ist und keine gesetzliche Aufbewahrungspflicht dem entgegensteht.

Dabei sollten Unternehmen beachten, dass bei Überschreitung gesetzlich vorgeschriebener Fristen Verstöße gegen datenschutzrechtliche Vorgaben entstehen und dadurch empfindliche Strafen vonseiten der Datenschutzaufsichtsbehörden drohen.

Weitere rechtliche Aspekte, die KMU kennen und beachten sollten:

Urlaubsansprüche verjähren laut einem Urteil des EuGH (C-619/16) regelmäßig erst nach einer aktiven Aufforderung durch den Arbeitgeber zur Urlaubsnahme, weshalb präzise Dokumentation und entsprechende Fristeinhaltung notwendig sind.

Gemäß Geldwäschegesetz (GwG) müssen personenbezogene Unterlagen, die zur Identitätsprüfung und Prüfung der Zuverlässigkeit von Mitarbeitern in Branchen wie Finanzdienstleistungen dienen, 5 Jahre aufbewahrt werden.

Beschäftigte haben gemäß Art. 15 DSGVO umfassende Auskunftsrechte; missachtet ein Arbeitgeber diese Rechte zur Auskunft und Einsicht, drohen Schadensersatzansprüche seitens der Beschäftigten.

Schritt-für-Schritt: Umsetzung eines rechtssicheren Aufbewahrungssystems für Personalakten

Die Einführung eines rechtssicheren Aufbewahrungssystems erfordert speziell bei kleinen und mittleren Unternehmen strukturiertes Vorgehen, das klar nachvollziehbar und einfach umsetzbar ist.

Folgende Schritte helfen KMU dabei, ihre Personalakten gesetzeskonform, effizient und risikoarm zu verwalten:

Analyse des Status quo

Zunächst sollten KMU analysieren, welche Unterlagen derzeit vorhanden sind, wo diese aufbewahrt werden und welche bestehenden Abläufe es hinsichtlich der Personalaktenführung gibt. Diese Bestandsaufnahme hilft dabei, Defizite und Verbesserungspotentiale zu erkennen.

Verantwortlichkeiten festlegen

Bestimmen Sie klar definierte Verantwortliche für die Pflege und Überwachung der Personalakten. Stellen Sie sicher, dass betreffende Mitarbeitende über die notwendigen Kenntnisse im Bereich Arbeits-, Steuer-, Sozialversicherungsrecht und Datenschutz verfügen.

Standardisiertes Ablagesystem etablieren

Entwickeln Sie ein nachvollziehbares Ablagesystem, das eine strukturierte Einordnung der Dokumente ermöglicht. Verwenden Sie dabei eindeutige Kategorien und nachvollziehbare Ordnungskriterien wie Mitarbeitername, Einstellungsdatum oder Dokumentenart.

Einsatz geeigneter Softwarelösungen

Arbeiten Sie bevorzugt mit einer HR-Software, die speziell für die Personalaktenverwaltung ausgelegt ist und automatisierte Erinnerungssysteme zur Fristenwahrung bietet. So verringern Sie das Risiko von Fehlern und Versäumnissen.

Implementierung regelmäßiger Kontrollen

Zuletzt sollten regelmäßige Stichproben und interne Audits etabliert werden. Dies gewährleistet eine kontinuierliche Überwachung und Optimierung der Prozesse und minimiert Risiken durch fehlerhafte Ablage oder verpasste Fristen.

Fazit

Ein konsequentes und professionelles Management der Aufbewahrungsfristen für Personalakten ist für KMU unverzichtbar. Neben der Einhaltung gesetzlicher Vorgaben spielt hierbei auch der Schutz des Unternehmens vor rechtlichen Konsequenzen, finanziellen Risiken und Reputationsverlust eine wesentliche Rolle. Durch die Etablierung klarer Prozesse, Verantwortlichkeiten und den Einsatz spezialisierter digitaler Lösungen lässt sich die Verwaltung der digitalen Personalakte optimieren und dauerhaft sicherstellen.

Dabei müssen KMU insbesondere auf eine fristgerechte und rechtskonforme Archivierung achten. Regelmäßige Schulungen der zuständigen Mitarbeiter und automatisierte Fristenüberwachungssysteme unterstützen zusätzlich dabei, typische Fehlerquellen wirksam zu vermeiden. So profitieren Unternehmen langfristig von einer höheren Compliance, effizienteren Arbeitsabläufen und einer geringeren Prüfungsanfälligkeit durch Aufsichtsbehörden. Die fortlaufende Kontrolle und Optimierung der Dokumentenverwaltung ist daher nicht nur eine regulatorische Pflicht, sondern schafft zugleich organisatorische und wirtschaftliche Vorteile – eine Investition, die sich vor allem in kleinen und mittleren Unternehmen nachhaltig auszahlt.

Häufig gestellte Fragen auf einen Blick (FAQ)

Welche gesetzlichen Aufbewahrungsfristen gelten für Personalakten in KMU?

Personalunterlagen müssen je nach Art des Dokuments zwischen drei und zehn Jahren, Dokumente zur betrieblichen Altersvorsorge sogar bis zu 30 Jahren sicher aufbewahrt werden.

Wie lange sind Gehaltsabrechnungen aufzubewahren?

Gehaltsabrechnungen und steuerrelevante Entgeltunterlagen unterliegen gemäß § 147 AO einer Aufbewahrungspflicht von zehn Jahren.

Was droht bei Nichteinhaltung der Aufbewahrungsfristen?

Verstöße gegen Aufbewahrungsfristen können Bußgelder bis zu 25.000 Euro, arbeitsrechtliche Nachteile sowie datenschutzrechtliche Konsequenzen nach DSGVO nach sich ziehen.

Wie unterstützt die Digitalisierung KMU beim Einhalten der Aufbewahrungsfristen?

Digitale Personalakten ermöglichen schnellen und ortsunabhängigen Zugriff, reduzieren Archivkosten, vereinfachen Revisionen und helfen KMU, Aufbewahrungsfristen automatisiert einzuhalten.

Was sollten KMU bei der Archivierung von Personalakten beachten?

KMU sollten klar definierte Prozesse schaffen, zertifizierte HR-Software einsetzen, Akten regelkonform und sicher archivieren sowie regelmäßig Fristenkontrollen und DSGVO-konforme Maßnahmen durchführen.

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